"Das Leben gibt Dir das, was Du jetzt brauchst" (Stefan Hiene).
Das Leben selbst schreibt die skurrilsten, lustigsten, herzerwärmendsten und manchmal auch die ätzendsten Geschichten.
Meine Reise zurück nach Hause ist eine davon, die all das in sich vereint.
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Ich gönne mir ein Mal ein Taxi zum Flughafen (um eine entspannte Reise zu haben..😂🤦). Der Fahrer spricht kaum Englisch, aber auf mein englisches Wort "Airport" nickt er und sagt "Si, si.." und los geht's. Ich gehe also davon aus, dass er mich verstanden hat. Nach einer Weile fährt er mich in die Stadt hinein. Ich wundere mich und will ihn fragen, was wir hier machen, da hält er an und sagt "wir sind da". Ich: "Ah, und wo ist der Flughafen??".. Er zeigt auf sein Navi, auf dem irgendein Straßenname steht, der mit Aero..irgendwas beginnt..(italienisches Wort für Flughafen ist Aeroporto, finde ich aber erst kurze Zeit später heraus🙄🤦)... Ich erkläre ihm erneut, dass ich zum Flughafen muss und nicht in die Stadt, er versteht nur Bahnhof.😅 Erst, als ich die Arme ausbreite und ihm den Flieger mache (Kindersprache klappt meistens🤣), fällt bei ihm der Groschen. Er reißt die Augen auf vor Schreck und der arme Mann wird ganz panisch. Ich muss fast lachen, weil ich es irgendwie lustig finde, dass wir Beide so Lost in Translation sind, bekomme aber Mitleid mit ihm, weil sein Druck für mich so spürbar ist. Ich selbst spüre komischerweise gar keine Anspannung, ich weiß einfach, dass ich den Flieger kriege. Ich sage ihm das und versuche, ihn zu beruhigen. Bringt nichts. Er fährt wie der Henker zum Flughafen und rast dabei zweimal fast in ein Auto rein. Am Flughafen angekommen bedanke ich mich und strecke ihm meine Bankkarte entgegen. Er wird ganz blass und erklärt mit Händen und Füßen, dass er nur Bargeld annehmen kann.
Das erstaunt mich nun doch, hatte ich doch extra um diesem Fall vorzubeugen seinen Chef kontaktiert, der mir damals zusagte, dass er mich selbst zum Flughafen fahren würde und dass es kein Problem sei, im Auto mit Karte zu zahlen. Nun war der Chef aber mit seinem Auto mit Kartenleser im Stau stecken geblieben und seine Infos hatte er nicht weitergegeben.
Na Bravo. Wir also rein in den Flughafen, auf der Suche nach ner ATM. Mein Fahrer spricht den erstbesten Menschen an, der im Flughafen arbeitet. Der stellt klar, dass es vor der Security keine Cash Machine gibt, erst dahinter. Dort angelangt komme ich aber nicht mehr zurück, um den Fahrer zu bezahlen. Uarghs. So langsam wirds nun doch Zeit für mich, zum Gate zu gehen. Der Fahrer wird immer verzweifelter, aber der nette Flughafenmensch (der irgendwie tausend Sprachen zu beherrschen scheint) bietet seine Hilfe an und übersetzt für uns Beide. Es gibt keine Lösung, es fehlen mir 50 (mit Tipp) Euro in bar. Ich biete dem Fahrer an, ihm und seinem Chef eine Art Schuldschein zu schreiben mit Unterschrift, dass ich ihm zu Hause den fehlenden Betrag überweise (und könnte mir in den Hintern beißen, dass ich mein Online-Banking nicht auf meinem Smartphone eingerichtet habe. Wobei ich ahne, dass selbst das mir in diesem hartnäckigen Klein-Mafiosi-Nur-Bares-ist-Wahres-Fall😜 auch nichts genutzt hätte..). Nix zu machen. Auch mit PayPal nicht. So gehts eine Weile hin und her, bis ich sage, dass wir nun wirklich zu einer Lösung kommen müssen. Ich gebe schon die Hoffnung auf, da bietet der nette Mann vom Flughafen an, dass er das Geld für mich bezahlt. Taxifahrer und ich total baff. Ich checke noch gar nicht, was er da tut, da zückt er auch schon seine ganzen Geldscheine, die er auf einmal in den Händen hält und will die gesamte Rechnung für mich übernehmen, bis mir einfällt, dass mir ja "nur" ein Fünfziger fehlt. Er drückt dem verdutzten Taxifahrer den Schein in die Hand. Als dieser realisiert, dass davon auch noch 20 Euro Tipp für ihn enthalten sind, versteht er die Welt endgültig nicht mehr, er stammelt irgendwas und ergreift dann die Flucht. Ich bin ganz gerührt von soviel Freundlichkeit und frage den Flughafenmann "wieso tust Du das für mich, du kennst mich doch gar nicht?".. Er antwortet schlicht "weil Du Dein Flugzeug kriegen musst. Außerdem bringen mich 50 Euro mehr oder weniger nicht um." Ich erkenne, dass ich selbst in dieser Situation genauso für einen anderen Menschen gehandelt hätte und in anderen Situationen auch schon habe. Aber ich erwarte es nicht von einem Fremden mir gegenüber. Ich gebe ihm meine Mailadresse, damit er mir seine Bankverbindung schicken kann, die er nicht parat hat.
Vor lauter Rührung und Dankbarkeit muss ich den Mann spontan an mich drücken, bevor ich zum Gate gehe.
Dort angekommen stellt sich heraus, dass mein Flieger tatsächlich Verspätung hat.
Ich wundere mich über das Leben, das mich erst in skurrile Situationen bringt und mir im nächsten Moment die Lösung für diese kleinen Herausforderungen auf einem Silbertablett präsentiert. Quasi ohne mein Zutun. Einfach aus sich selbst heraus. (Oder aus mir heraus?. Keine Ahnung.) Jedenfalls bin ich mega gut drauf, vom Berg der Anspannung der letzten Wochen fallen einige Scheibchen in mir ab und ich genieße das Gefühl des Gerührtseins und der Freude.
Noch.
Denn dann sitze ich im Flieger und er startet.
Der Steward erklärt mir nach einiger Zeit, dass sein Kartenleser auf einmal kaputt sei (was haben die nur alle mit ihren Kartenlesern heute??..), weshalb er mir nun doch kein Essen verkaufen könne. Zum Glück - es wäre nicht drin geblieben.
Ich bin körperlich eh schon total durch, ich konnte durch Lärm in meiner Unterkunft, Aufregung vor dem Wochenende und durch einige krasse innere Prozesse, die momentan in mir abgehen, kaum schlafen, eigentlich seit Wochen. Mein Hirn ist nicht mehr so ganz leistungsfähig und ich bekomme die Augen kaum noch richtig auf, Augenringe bis zum Kinn, seh schon aus wie Derrick, mit Sommerbräune🙄😂.
Ich habe seit einiger Zeit mehrere Menschen um mich herum, denen es schlecht bis sehr sehr schlecht geht, was in mir die stärksten Ängste auslöst, die ich kenne - Verlustängste, Angst vor dem Tod derjenigen Menschen, die, ob nah oder fern, einen festen Platz in meinem Herzen haben und mit denen ich mich verbunden fühle. Diese Angst kenne ich schon lange in meinem Leben, denn ich musste schon einige Menschen aus dem Leben verabschieden. Und hin und wieder wird sie ausgelöst.
Der Wunsch nach Verbindung und Verbundenheit ist neben dem Wunsch nach Autonomie unser größtes menschliches Grundbedürfnis und die Fähigkeit zu Verbindung unsere größte Gabe.
Spätestens im Mutterleib werden wir mit dieser Fähigkeit zu und dem Wunsch nach Verbundenheit ausgestattet, ich vermute, schon vorher. Denn das, was ich bisher von dem "Ort", von dem wir kommen, wahrnehmen durfte, fühlt sich für mich an wie die reinste Verbindung und Verbundenheit, ja, Einheit sogar.
Die gefühlte Verbindung mit anderen Menschen ist es, die das stärkste Potential beinhaltet, uns unsere Verbindung zu uns selbst, zu unserem Wahren Selbst, um die es hier im Leben eigentlich nur geht, wieder zugänglich zu machen.
Diese Verbindung geht meinem Verständnis und meiner Erfahrung nach beim Aufwachsen in unserer konditionierten, dysfunktionalen, völlig verwundeten und daher verwundenden Gesellschaft verloren.
Und es ist ein Geschenk des Lebens an uns, dass es Menschen zu uns führt, die uns
(Seelen-)Verbindungen ermöglichen, die uns manchmal dabei helfen, das wieder wahrzunehmen, was unter all unseren Verletzungen verborgen liegt.
Unsere Essenz.
Dafür scheint es (leider) manchmal unumgänglich, dass diese Verbindungen mit Menschen uns neben der Freude, Liebe, Geborgenheit usw ebenso an den größten Schmerz und die größte Angst heranführen, die/der zwischen uns und unserer Essenz feststeckt.
Im Flieger setzt Geruckel ein. Wir sacken immer wieder ab. Es geht rauf und runter. "Oh, Oh"... denke ich.
Nach fünfzehn Minuten eine kleine Pause vom Geruckel, bis es die letzte halbe Stunde richtig schlimm für mich wird.
Ich bin relativ viel geflogen und kenne sonst keine Flugangst.
Aber das hier ist wie Achterbahn-Fahren, wohlgemerkt OHNE dass der Gurt wie sonst ganz fest sitzt. Und ich HASSE Achterbahnfahren, auch schon mit festem Gurt..
Die Leute um mich herum beginnen, alles aus der Hand zu legen und sich an den Vordersitzen festzuklammern. Es kommt mir vor wie ein nicht enden wollendes Luftloch, durch das wir fliegen. Das Flugzeug wird nach oben und unten geschleudert, rechts links hin und her. Meine Sitznachbarin fängt an, beständig kleine Schreie auszustoßen und wird genauso grünlich im Gesicht, wie ich mich fühle.
Mein Verstand beginnt mit einem Faktencheck, der mich beruhigen soll - "Fliegen ist die sicherste Art zu reisen, es ist wahrscheinlicher, bei einem Autounfall zu sterben als in einem Flugzeug, ich sitze in einem Airbus und keiner Boeing"... Klappt nicht, beruhigt mich überhaupt nicht. Mir wird hundeelend, schlecht und ich bekomme die krassesten Ängste. Irgendwann bin ich mir nicht mehr sicher, in einem ganzen Stück unten anzukommen. Ich bekomme Panik. Ich halte Ausschau nach Steward und Stewardess, es ist nichts mehr von ihnen zu sehen, da selbst angeschnallt auf ihren Sitzen. Vom Piloten kommt nur noch diese Aufforderung an die Crew, dann nichts mehr.
Ich fühl mich komplett hilflos, ausgeliefert.
Der Gedanke "man stirbt, bevor man unten aufkommt.." kommt rein. Ich schaffe nur noch gedankliche Stoßgebete "Nein, noch nicht. Noch nicht JETZT. Und Nicht SO.. ich will nicht SO gehen.. Ich will LEBEN!!". Immer wieder.
Ich schwitze wie ein Tier.
Irgendwann während des Flugs kann ich nicht mehr denken. Nur noch fühlen. Diese schreckliche Angst, die wie ein panisches Tier durch meinen gesamten Körper rennt, das Herzruckeln und Zucken zusammen mit dem Flugzeug, gleichzeitig das Blei in meinem Magen das mir die Luft abschnürt.. Irgendwie alles auf einmal, ich kann es schlecht beschreiben. Alles zittert.
Ich halte es kaum aus, das alles zu fühlen.
Irgendein Teil in mir lässt los, ein anderer Teil klammert sich noch fest.
Bis es irgendwann endlich vorbei ist.
Der Flug an sich dauert zum Glück nur eine gute Stunde. Aber diese Zeit kam mir vor wie die Ewigkeit.
Jetzt beim Schreiben muss ich an Bill Murray in meinem Lieblingsweihnachtsfilm "Die Geister, die ich rief", denken. Die Szene, als er lebendig in seinem eigenen brennenden Sarg liegt und genau die gleichen Worte schreit, als das Feuer seine Füße berührt, "Ich will LEBEN!!" kurz vor dem Hallelujah. Dann kommt irgendwann das "ICH LEBE!!!"..
Ich weiss nicht, wie lange es dauert, bis wir endlich unten ankommen und ich diesen Satz denken darf "ICH LEBE..."
Ich kann es gar nicht begreifen, dass es tatsächlich so ist und dass es nun wirklich vorbei ist mit dem Höllenflug.
Das Leben bringt mich letzten Endes also sicher oder zumindest in einem Stück auf der Erde an.
Das Leben bringt mir Gefühle, die ich in meinem Körper fühlen kann. Die sich schrecklich anfühlen.
Aber danach lebe ich immer noch.
Ich schaffe es da hindurch.
Das Leben bringt mir also Leben UND die Angst vor dessen Verlust.
Keine Ahnung, wofür ich das jetzt brauche. Aber irgendwie scheint es wichtig für mich zu sein, neben der Angst vor dem Tod Anderer auch meine eigene Todesangst für den Moment in meinem Körper zu fühlen.
Ich zittere. Sacke auf meinem Stuhl zusammen.
Meine Sitznachbarin und ich schauen uns nur an, können erstmal gar nicht sprechen.
Irgendwann kommt die Erleichterung.
Ich schaffe es kaum aus dem Flieger raus und in den Shuttle, weil meine Gliedmaßen so wackelig sind.
Im Flughafen ist alles voller drängelnder Menschen. Ich schaffe es auf eine Toilette und schließe mich erstmal eine halbe Stunde darin ein, weil gar nichts mehr geht.
Ich setze mich irgendwohin und kann erstmal nichts denken. Nur atmen. Ich atme einfach immer weiter.
Irgendwann kommt der Gedanke rein, dass ich mein neues Gate suchen muss, denn der Anschluss-Flug wartet..
In mir macht sich wieder so was wie Panik davor breit, demnächst wieder in einen Flieger zu steigen.
Ich überlege, die lange Strecke mit dem Zug nach Hause zu fahren, verwerfe aber die Idee aus dem Grund, dass ich weiß, dass wenn ich es JETZT nicht in den nächsten Flieger schaffe, es beim nächsten Mal nur umso schlimmer werden wird, oder dass ich es gar nicht mehr tun werde.
Ein kleines bisschen so, wie ich mich nach dem Tod meiner Mutter, die im Wasser starb, überwunden habe, recht bald wieder schwimmen zu gehen, weil ich wusste, wenn ich es JETZT nicht tue, tue ich es nie mehr. Und ich liebe Wasser, trotz allem. Das ist mein Lebenselexier. Und das Wasser war auch ein verbindendes Element zwischen meiner Mutter und mir, wir waren oft zusammen schwimmen. Ich bin ein Wasserzeichen, Jenes für Manche "gefährliche Tier, das Gegner in die Flucht schlagen soll"😜...
Also bündele ich meine Kraft und schaffe es irgendwie zum nächsten Gate.
Der Flieger ist diesmal pünktlich.
Und pünktlich fünf Minuten nach dem Start geht es wieder los.
Es ruckelt, wackelt, dreht links und rechts, sackt ab und wieder hoch...
Die gerade eben erst überwundene Panik taucht in leichter Form wieder auf.
Ich werde wieder durchgerüttelt von oben bis unten und kann nichts, aber auch gar nichts dagegen tun.
Die Angst ist zurück. In meinem Körper krampft sich alles zusammen.
Ein Gedanke taucht auf, er sagt: "Bitte nicht. Bitte, bitte nicht nochmal. Ich pack das nicht nochmal"..
Ich kann nicht mehr. Bin völlig am Ende.
Ich bin ganz knapp davor, laut aufzuheulen oder zu schreien - und ich bin sonst überhaupt nicht der Typ für dramatische Gefühlsausbrüche, schon gar nicht in der Öffentlichkeit.
In diesem Moment kommt die Stewardess zu mir.
Ich weiß nicht mehr, was ich zu ihr sage. Jedenfalls antwortet sie: "Das wurde noch viel schlimmer gemeldet, da kommt noch was." Völlig entgeistert starre ich sie an und kann nur noch stottern "Was.., wie.., SCHLIMMER!!!???" Sie antwortet, "na, das Wetter. Der Wind"...
"Der Wind, der Wind, das himmlische Kind"... (Hänsel und Gretel war als Kind mein Lieblingsmärchen, und in letzter Zeit muss ich irgendwie öfter daran denken).
Ich bin kurz vor dem Zusammenklappen, zum Glück sitze ich. Als sie realisiert, was ihre Bemerkung in mir ausgelöst hat, murmelt sie nur ein "Ohje"... und ist von nun an ständig an meiner Seite. Sie schafft mir einen Berg Spuckbeutel herbei. Sie bringt mir immer wieder Wasser. Ich schaffe es, ihr in ca fünf Wörtern von meinem letzten Flug zu berichten. Sie kommt immer wieder zu mir und schaut, wie es mir geht. Sie redet irgendwas Aufmunterndes und lenkt mich auf diese Weise ab von dem ständigen Geruckel, das immerhin nicht so stark ist, dass auch sie selbst sitzen müsste. Ich bin ihr so dankbar für Ihre Nähe und ihre Anteilnahme. Für ihre kurze Verbindung mit mir.
Das Leben schenkt mir also wieder eine echte Scheiß-Situation. Es bringt mich wieder dazu, meine beschissenen Gefühle im Körper zu fühlen.
Aber es schenkt mir gleichzeitig Hilfe dabei. Die Nähe dieser warmherzigen Frau neben mir schafft es, dass ich mich etwas beruhige. Mein Körper kommt ein wenig aus seiner totalen Verkrampfung heraus.
Das Leben schenkt mir zusätzlich eine Sitznachbarin, die ihre Ingwer-Bonbons mit mir teilt.
Das Leben sorgt dafür, dass es schnell geht.
Nach einer Viertelstunde ist der ganze Spuk vorbei.
Ich kann mich noch nicht freuen und traue der Ruhe noch nicht, denn mein Körper kommt nur sehr langsam aus seiner Verkrampfung heraus.
Wieder bin ich am Atmen. Einfach atmen.
Ich bin froh, als wir landen.
Ich bedanke mich bei meinem Leben und denke gleichzeitig - "Ich glaube, für das nächste Mal werde ich Deine Einladung allerdings dankend ablehnen und den Zug nehmen"😬... (Als ob da nix passieren könnte🤣🤦..)
Was allerdings zur Folge hätte, dass ich für jeden Urlaub so einige Tage mehr frei nehmen müsste, weil sich die Fahrzeiten dann ausdehnen wie Kaugummi..
Hm.. Ich überlasse das mal meinem Leben, sich um alles dann so zu kümmern, dass es dann passt.
Die zwei anschließenden Zugfahrten, die ich noch machen muss, bis ich endlich zu Hause bin, verlaufen erstaunlicherweise tatsächlich völlig ereignislos.
Am Bahnhof drücke ich meine Lieben fest an mich.
Als ich von meiner kleinen Odyssee erzähle, meint der Kleinere der Beiden :"Oah, ey, das ist ja fast schon EPISCH, was Du da heute erlebt hast, krass!!"...😂☺️
Ich muss lachen und kann ihm nur zustimmen.
Ganz genau. In der Nicht-Gamer-Sprache gehören zur literarischen Gattung der Epik anscheinend u.a. das Märchen und die Parabel. Es gehört alles zusammen. Ist alles Eins.
Und der erste der beiden Flüge kommt mir im Nachhinein fast vor wie die Parabel einer ziemlich schrecklichen Zeit, die ich vor knapp sechs Jahren hatte. Die zum Teil mit ähnlichen Gefühlen einherging und ähnlich krass für mich war.
Nur dass sie leider nicht nach einer guten Stunde vorbei war.
Wohingegen der zweite der beiden Flüge für mich eine große Parallele darstellt zu meiner heutigen Situation im Zusammenhang mit meinem vorherigen Wochenende.
Und ich stelle fest, dass der, der im Märchen die Brotkrumen streut, damit die Kinder ihren Weg zurück nach Hause finden und der die Steine aus dem Weg räumt, damit der Weg gegangen werden kann, manchmal auf einer bestimmten Ebene absichtslos Selbst zur Herausforderung werden kann.
Und ich kann erkennen, dass es auf einer tiefen Ebene gut ist.
Es ist, wie es JETZT gerade ist.
Dass es genau dadurch zur Heilung einer uralten Dynamik in mir kommt.
Wenn ich bereit bin, die in mir ausgelösten tiefsten Gefühle in meinem Körper zu fühlen.
Der zweite Flug heilt den ersten.
Die zweite Geschichte, das erlebte Wochenende, heilt viel von der Zeit vor sechs Jahren und von dem, was darunter liegt.
Manch eine Verbindung mit Menschen, wie auch immer sie geartet sein mag, hat die Kraft, vorherige destruktive Verbindungen, bzw deren Auswirkungen, zu heilen.
Wenn ich bereit bin, die in mir ausgelösten tiefsten Gefühle in meinem Körper zu fühlen.
Und dafür bin ich unendlich dankbar.🙏❤️🙏
Man folgt den Brotkrumen so lange, bis man erkennt dass es das Leben Selbst ist, das Einen führt, und bis man es zu leben imstande ist, sich wirklich vom Leben führen zu lassen.
Ja. Das Leben führt mich in der Tat dem zu, was ich JETZT gerade brauche.
Das Leben führt mich meinen Weg zurück nach Hause.
Nach Hause in mir Selbst.
Langsam zwar, aber stetig.
Und das ist gut für mich.