Heute morgen traf mich wieder eine mittelschwere Erkenntnis.
Momentan könnte ich fast täglich Dinge schreiben, die in mir aufgehen, wenn ich die Muße dafür hätte oder sie mir nehmen würde.
Es sind Dinge, die der Verstand wohl eher als banal bezeichnen wird.
Aber es ist eben genau dieser Prozess, der Einen zurück führt zu sich Selbst - dass man die Dinge nicht mehr nur, wenn überhaupt, mit dem Verstand erkennt, sondern dass sie in uns erst eine und dann mehrere Ebenen tiefer rutschen, bis sie vollständig ver-Körper-tes Bewusstsein sind.
Hier auf dieser Welt gibt es keine Perfektion.
Es gibt nur Imperfektion.
Und das ist gut so.
Beziehungsweise, es gibt die Perfektion nur durch die Imperfektion hindurch.
Denn nur durch die Imperfektion sind wir irgendwann dazu fähig, die Perfektion in uns Selbst und Anderen zu erkennen.
Es muss so sein.
Es ist so gedacht und gewollt.
Dafür gibt es diese Welt.
Dafür sind wir hier.
So macht es Sinn.
Besonders im Bereich der Beziehungen und Verbindungen aller Art.
In diesem Bereich scheint es von uns "Erwachsenen", die wir zumeist keine sind😉, ständig um Projektionen zu gehen.
Mir fiel die letzten Wochen/Monate auf, wie sehr ich etwas Altes, eine uralte Dynamik, auf Jemanden projiziert habe, was Derjenige gar nicht ist oder mit ihm nur zum Teil zu tun hat.
Gleichzeitig wurde eben gerade durch das Verhalten dieses Menschen, der eben genau so ist wie er ist, oder eben gerade dessen Nicht-Verhalten, diese uralte Dynamik in mir aus-gelöst, die ich zwar schon kannte, aber bis vor kurzem nie wirklich verstand, da ich ihren ursprünglichen Auslöser nicht kannte.
Und genau das, was Derjenige in mir ausgelöst hat, sollte aus-gelöst werden - damit ich es endlich erkennen und damit es sich dadurch endlich (er-)lösen kann.
Und an diesen Auslöser konnte ich mich erst erinnern, als mein Körper und ich bereit dazu waren, alle diesbezüglich auftretenden Gefühle in mir zu fühlen.
Solange ich nicht bereit dazu bin, dieses alles, was in mir auftaucht, nicht nur denkend wahrzunehmen, sondern tatsächlich in meinem Körper als Körperempfindung wahrzunehmen, wird es nie etwas anderes geben als Projektionen in Beziehungen und menschlichen Verbindungen.
Irgend etwas, das unsere Chefin, unser Partner, unsere Familie, unser Kind sagt oder tut, erinnert uns an etwas Altes in uns, etwas schon einmal Erlebtes, und dieses Alte triggert wiederum ein Gefühl in uns, das nun aus-gelöst wird in uns - obwohl es mit der jetzigen Situation oder Person nicht das Geringste zu tun hat oder haben muss.
Unsere unbewusste Reaktion darauf, dieses Gefühl zu fühlen, besteht nun darin, dass wir das Gefühl auf unser Gegenüber übertragen, im positiven wie im negativen Sinne.
Das heißt, wir fühlen permanent Gefühle, die permanent in uns ausgelöst werden, aufgrund uralter Erlebnisse in unserer Kindheit, die wir der Person "in die Schuhe schieben" (im negativen Sinne) oder einfach zuschreiben (positiv), mit der wir gerade zu tun haben.
Das wiederum heißt, wir können den Menschen uns gegenüber eigentlich weder sehen noch wahrnehmen, so wie er ist.
Wir können nur das wahrnehmen, was gerade in uns angestoßen wird.
Und das wiederum bedeutet, wir "sehen" meist lediglich das, was bereits in uns selbst ist.
Wir sehen also vielmehr uns selbst, als den Anderen.
Den Anderen beginnen wir erst ab dem Zeitpunkt tatsächlich und wahrhaftig wahrnehmen und würdigen zu können, sobald unsere eigene Projektion und unser eigenes inneres (Trauma-)Drama nachlässt. Sobald wir uns tatsächlich dem stellen, was wir in diesem Moment in unserem Körper vorfinden. Sobald wir die Gedanken über diese Person, die Geschichte über sie und auch die Erwartungen an sie vollständig imstande sind, loszulassen, und jetzt in diesem Moment und immer und immer wieder unser jetziges aus-gelöstes Gefühl in unserem Körper bereit sind zu fühlen.
Und das kann bisweilen weitaus schwieriger sein, als es sich liest oder anhört.
Und es ist ein wahnsinnig desillusionierender Vorgang und Prozess ("des-illusionierend" scheint dieser Zeiten mein Lieblingswort zu sein..🙄).
Wir erkennen im wahrsten Sinne des Wortes die eigenen Illusionen, die wir uns über den Anderen gemacht haben, positiver wie negativer Natur. Und ebenso erkennen wir die Illusionen, die wir uns über uns selbst gemacht haben, positiv wie negativ.
Aber das zugleich wahnsinnig Schöne an diesem Prozess ist es, dass wir dadurch ebenso sehr die Chance haben, uns Selbst zu erkennen und durch unsere eigene Projektion uns selbst betreffend, hindurch zu gelangen zu unserem eigenen Wesens-Kern, zu unserem Wahren Selbst, das jenseits aller eigenen Projektionen und der Anderer, Bestand hat.
Ebenso sind wir nun dazu in der Lage, neben den ihm/ihr innewohnenden menschlichen Eigenschaften des Anderen auch das Wahre und unzerstörbare Selbst des Anderen in seiner Schönheit wahrzunehmen.
Dieses Erkennen erkennt sich aber erst dann wirklich Selbst, wenn ich mir erlaube, auch und GERADE in den rein menschlichen Eigenschaften meiner selbst und Anderer, die mich und Andere eben in irgendeiner Weise positiv wie negativ triggern, die Schönheit und in diesem Sinne, ja, die "Perfektion" unser aller zu erkennen.
Hier geht es geht darum, durch all diese riesigen Illusionen und Projektionen (eben auch der Beziehungen und Verbindungen) durch die Imperfektion hindurch, die Perfektion zu erkennen - und das ist der Teil in uns, der ewig ist.
Es geht um die Verbindung in uns selbst zu uns Selbst - zu diesem ewigen Sein in uns.
Da aber diese Verbindung von uns Selbst zu uns Selbst vom Beginn unserer Zeit an hier auf dieser Welt schon im Mutterleib und unsere gesamte Kindheit hindurch von Anderen geprägt wird, brauchen wir auch wieder die Relation zu Anderen Menschen, um uns Selbst erkennen zu können.
"No man is an island".
Wir brauchen dazu vielleicht nicht unbedingt partnerschaftliche Beziehungen, obwohl diese uns wahrscheinlich mit am meisten triggern und somit, neben den Beziehungen zu unseren Kindern, das größtmögliche Potential darstellen, uns zurück nach Hause in uns Selbst zu führen, weil sie uns an unser Wahres Selbst erinnern.
Aber wir brauchen früher oder später den wie auch immer gearteten Kontakt mit Menschen dazu.
Sonst würde diese Art der illusionierten und projizierten Welt doch auch nicht den geringsten Sinn ergeben.
Und was die Gnade tut, ergibt immer Sinn.
Und mir ging heute morgen dazu auf, dass wir tatsächlich alle zusammen passen wie die Puzzle Teile, die perfekt aufeinander abgestimmt sind. Und die nur zusammen ein großes Bild ergeben, das in sich selbst vollständig ist.
Gleichzeitig ist dennoch jedes einzelne kleine große Puzzle Teil in sich Selbst perfekt und vollständig.
Aber diese Perfektion können wir nicht erkennen, ohne den Bezug zu einem Anderen zu haben. (Oder, sagen wir, bis auf vielleicht wenige Ausnahmen. Die Wenigsten finden alleine auf ner Bergspitze zu ihrem Wahren Selbst zurück, ohne die Chance zu haben, von Anderen getriggert zu werden 😜🤭).
Jedes Puzzle Teil, jeder Mensch in unserem Leben, der/die um uns herum ist, ob nah oder fern, liegt aus einem bestimmten Grund an seinem Platz.
Und triggert/löst irgendetwas in dem benachbarten Teil aus.
Dafür ist es da.
So ist es gedacht.
So wie ich selbst als Puzzle Teil in den Menschen meiner Umgebung etwas auslöse - positiv wie negativ.
So einiges davon habe ich mir schon öfter vorgeworfen.
Und nun schimmert es mir durch, dass es wohl genauso angelegt ist, wie es sein soll.
Mitsamt all unserer "schrecklichen" Fehler, sind wir genau so gedacht und gemeint, wie wir sind. So sollen wir sein.
Ohne unsere "Fehler" und auch alles Andere an und in uns, was wir als positiv ansehen, können wir den uns zugedachten Platz nicht einnehmen.
Wir können nicht wirken, auf uns Selbst und auf Andere nicht.
Wir können nichts be-wirken, also nichts aus-lösen, wenn wir nicht so sind, wie wir sind.
Wir sind nicht perfekt. Wir sind imperfekt.
Und genau dadurch perfekt.
Für uns und für den Anderen.
Wir sind wunderbar und wunderschön - allein dadurch, dass wir so sind, wie wir eben sind.
Auch die Konditionierung unserer selbst durch Andere und Anderer durch uns selbst erscheint in diesem Licht nicht nur unvermeidlich, sondern sogar nötig, gewollt, oder sagen wir - in Einklang mit Allem, was ist.
Und das, wow, wirkt auf mich irgendwie wahnsinnig erleichternd und befreiend.
Dadurch kann ich alles so sein lassen, wie es ist. Mich selbst und den Anderen.
Es durchwirkt sämtliche Konzepte von Schuld, Scham und Schande.
In jegliche Richtung. Vorwärts und rückwärts.
Was kein Freifahrtschein sein soll dafür, sich hier wie der Arsch oder der absolute Voll-Horst zu benehmen.
Aber es kommt eben manchmal vor, dass wir Horsts sind.
Und das Leben und daher die Gnade scheint vielfach genau durch diese "Horstyness"😉 hindurch zu wirken und sich zu entfalten.
(Was allerdings nicht bedeutet, dass ich dauerhaften Horsts unbegrenzt Zugang zu meinem Leben gestatte.
Eher im Gegenteil.
Je bewusster ich die Perfektion durch die Imperfektion in allem wahrnehme und je tiefer ich also mit dem Leben in mir verbunden bin, umso mehr wende ich mich die letzten Jahre von Menschen ab, die mir nicht oder nicht mehr gut tun.
Manchmal brauche ich lange, um das zu realisieren und darauf zu reagieren.
Manchmal gelingt mir das schneller.
Menschen, die nicht fähig sind, mich zu schätzen, für das, was und wie ich bin. Menschen, die ihre inneren Mauern in sich selbst nicht willens oder nicht fähig sind, zu öffnen. Sich selbst gegenüber nicht und daher auch mir gegenüber nicht.
Ich bleibe nicht mehr in Beziehungen, in denen es nicht fließen kann und ich gehe keine neuen Beziehungen/Verbindungen aller Art mehr ein, in denen Jemand mir gegenüber ambivalent bleibt und sich mir gegenüber langfristig nicht öffnen kann oder will.)
Und umso tiefer diese Erkenntnis gerade in mir sackt, umso sprachloser werde ich.
Umso dankbarer und demütiger dem Leben gegenüber.
Ein Freund von mir hat die Demut im Nachnamen. Er sagte mal "ein bisschen Demut dem Leben gegenüber ist gut".😊
Recht hat er.
Aber auch diesen Prozess können wir nicht machen. Er geschieht uns, wenn wir bereit dafür sind.
Oder halt auch nicht.
Einfach der Hammer, dieses Leben. 🙏❤️🙏